Im November vergangenen Jahres wurden wir – das Malawi- Projekt Umoza na Malawi – mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Verl für besonderes soziales Engagement ausgezeichnet. Eine Unterstützung in Höhe von 4.000 Euro für unser Projekt wurde uns zugesprochen.
Inzwischen ist dieses Geld seiner Verwendung zugeflossen. Und davon möchten wir euch berichten, denn dank des Geldes konnten wir viel Gutes in Malawi bewirken. An dieser Stelle nochmal einen großen Dank für die Unterstützung und die Auszeichnung der Stadt Verl!
Wir haben uns damals entschieden, das Geld zwei Projekten in Malawi zukommen zu lassen. Zunächst also hier mehr zu den Hintergründen des ersten:
Flachbrunnen für die Dörfer
In Malawi, einem der ärmsten Länder der Welt (das Pro-Kopf-Einkommen liegt unter einem 1 Euro!!) ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser noch immer nicht allen Menschen möglich. In vielen Dörfern gibt es weder Elektrizität noch eine Wasserversorgung. Die Menschen, meistens Frauen und Kinder, müssen mehrere Kilometer gehen, um Wasser zu holen. Dieses Wasser stammt oftmals dann aus kleinen Bächen und Wasserstellen. Da diese Wasserstellen auch von Tieren benutzt werden, ist das Wasser wie ihr euch vorstellen könnt oft verschmutzt und verursacht Krankheiten wie Cholera.
Schon 2015 haben wir daher in drei Dörfern Flachbrunnen installiert, die bis heute funktionieren und das Leben der Dorfbewohner unglaublich verändert haben. Mit dem Preisgeld haben wir nun vier weiteren Dörfern den Zugang zu sauberem Wasser ermöglicht und haben, unterstützt durch viele Helfer vor Ort, dort nun auch Flachbrunnen, die sogenannten shallow wells gebaut. Ein Flachbrunnen kostet rund 1.000 Euro und versorgt ca 100 Menschen im Dorf mit sauberem Trinkwasser. Die Freude dort ist riesig. Die Kinder, die sonst vor der Schule schon zum Wasserholen geschickt wurden, können jetzt direkt zur Schule gehen und sind nicht schon müde, wenn sie gerade erst dort angekommen sind. Die Frauen haben mehr Zeit, ihre Gärten zu bestellen und letztlich ist es ein Gewinn für jeden Einzelnen, nun auch gutes und sauberes Trinkwasser zu bekommen.
Gerade jetzt ist dieser letzte Punkt bedeutender denn je, denn in Malawi ist Corona leider auch zurück. Die Delta Variante verbreitet sich derzeit in Windeseile. 80 % der Fälle sind importiert. So ist sauberes Trinkwasser nun nicht allein für den Alltag, sondern auch für die Hygienemaßnahmen im Rahmen der Pandemie besonders wichtig. Prävention ist der beste Schutz in Malawi. Das bereits jetzt marode Gesundheitssystem ist einem starken Ausbruch der Pandemie nicht gewachsen. Es gibt für das gesamte Land (18 Millionen) Menschen gerade mal 24 Intensivbetten. Und kaum 1% der Bevölkerung ist vollständig geimpft. Selbst für Zweitimpfungen ist nicht ausreichend Impfstoff vorhanden. Die Covax Initiative muss unbedingt weiter vorangetrieben werden, um eine humanitäre Katastrophe durch den Zusammenbruch des Gesundheitssystemes in Malawi zu vermeiden. Die furchtbaren Bilder aus Indien werden sonst kein Einzelfall bleiben. Auf der Seite des Auswärtigen Amtes finden sich weitere Informationen zu diesem Thema, aber auch sonst gibt das Internet viel dazu her.
Zurück zu den Flachbrunnen: Wir freuen uns mit den Menschen, dass wir in nun sieben Dörfern zur Verbesserung der Lebensbedingungen beitragen konnten. 3.000 Euro sind aus dem Preisgeld in dieses Projekt geflossen. Der vierte neue Flachbrunnen wurde aus einer Privatspende finanziert. An dieser Stelle herzlichen Dank für diese großzügige Spende!
Der zweite Teil des Preisgeldes floss in ein weiteres Herzensprojekt unseres Teams:
Schultoiletten für bessere Bildung
Mit dem Restbetrag haben wir insgesamt drei Schulen mit dem Bau von Schultoiletten unterstützt, sogenannten Pit latrines. An viel zu vielen Schulen sind zu wenig Schultoiletten vorhanden – und viele von diesen wenigen sind auch noch in sehr schlechtem Zustand.
Nehmen wir als Beispiel die Primary School in Kaporo: An ihr lernen über 1000 Schüler/innen. Die Schule hat nur 5 Schultoiletten. Insbesondere für die Mädchen ist das eine Herausforderung. Während der Menstruation, die in Malawi ein noch größeres Tabu ist als hierzulande, bleiben sie der Schule deshalb fern. Das bedeutet, dass ihnen monatlich immer wieder einige Unterrichtstage fehlen und sie so hinter den anderen Schülern zurückbleiben. Schultoiletten bedeuten auch Bildungsgleichheit und so Chancengleichheit!
Man kann sich unter diesem Aspekt gut vorstellen, dass es rund um die Schulen mit der Hygiene nicht sehr gut bestellt ist. Die mangelnde Versorgung mit sauberem Wasser und die nicht vorhandenen Hygieneräume fördern ebenfalls die Verbreitung von Infektionen durch Insekten und verunreinigte Böden.
Sechs Primary Schools wurden nun im Rahmen des Projektes von unserem Komitee vor Ort ausgewählt. Die Entscheidung fiel auf diejenigen, an denen der Bedarf am dringendsten war. Jede Schule erhielt eine Doppelkabinentoilette. Die Errichtung erfolgte mit Unterstützung der lokalen Bevölkerung, die als Eigenleistung Sand beschaffte, die Gruben aushub und schlussendlich auch durch Anfertigung und Beschaffung der Steine dazu beitrug, diese Toiletten zu errichten. Jede Toilette erhielt zudem einen Wasserspender zum Händewaschen.
Auch hier war die Freude der Lehrer und Schüler groß. Es ist zwar nur ein kleiner Beitrag zur Verbesserung der Situation an den Schulen, aber für jeden einzelnen Schüler und jede einzelne Schülerin war es eine große Veränderung. Eine Doppelkabinen-Toilette kostet rund 500 Euro, diese Summe wurde allerdings nur ermöglicht durch die Eigenleistung der lokalen Bevölkerung.
Wie nötig diese Schultoiletten sind, verdeutlichen die Bilder, die die vorher vorhandenen Toiletten zeigen.
Es ist ein kleiner Beitrag, den wir leisten konnten, um die Situation an den Schulen zu verbessern – und nun auch den Mädchen zu ermöglichen, an allen Tagen die Schule zu besuchen.
Wir freuen uns riesig mit den Menschen in Malawi, dass wir mit diesem Preisgeld zusätzlich zu unseren primären Bereichen- der Unterstützung der Landwirtschaft, der Bildung (Übernahme von Schulgeld) und der Wiederaufforstung einen Beitrag zur Verbesserung der gesamten Lebenssituation leisten konnten.
Tawonga chomene – vielen Dank – Wie man im Norden Malawis sagt!